Johannes 79/1, fahren Sie nach…

Johannes 79/1, fahren Sie nach…
„Johannes 79/1, für Sie geht es nach…“

So lautet meistens der erste Satz, wenn wir mit dem First Responder in Gröbenzell ausrücken. Nach langer Abstinenz (wegen Klausuren) ging es gestern Abend wieder auf die Rettungswache, um die Straßen mit dem „First Responder“ unsicher zu machen.

IMAG0821

Der „First Responder“ ist eine Art Vorhut, wenn alle Rettungswagen gerade im Einsatz sind und der Ersatz von weiter her kommen muss. Damit die gesetzlich vorgeschriebenen 12 Minuten einigermaßen eingehalten werden können, wird der First Responder (oder auch Hvo – „Helfer vor Ort“) als erstes zum Patienten geschickt. Dort kann man dann seine Basics, die man im RDH-Kurs gelernt hat, dann praktisch anwenden. Man ist auch eine gewisse Zeit auf sich gestellt. In dieser Zeit erlernt man auch das wichtigste Talent des Rettungsdienstes: man muss auch manchmal improvisieren, kein Patient ist wie ein vorherige.

Auf der Lehrrettungswache in Gröbenzell geht die Nachtschicht um 20:00 Uhr los und endet um 8:00 Uhr morgens. Mittlerweile sind die Zeiten aber auch voll flexibel, wenn man sie im Dienstplan einträgt. Meine gestrige Nachtschicht ging so von 18:00 Uhr bis heute dann um 11:30 Uhr.

Anfangs „checkt“ man immer das Rettungsmittel, also unser Fahrzeug. In Gröbenzell haben wir dafür einen vollausgerüsteten BMW X1. Im Fahrgastraum unterscheidet sich das Auto nicht von einem Standard-BMW: ein Tomtom-Navi ist mit eingebaut und neben den Ganghebel haben wir das große Funkgerät (Ja, es ist noch der analoge Funk, noch kein Digitalfunk). Im Kofferraum haben wir dann einen Notfallrucksack, eine Tasche mit diversen Tragetüchern und Stifnecks (Halskrausen), einen vollautomatischen Defibrillator und Kleinkram, wie Feuerwehrhelme, Start- und Ladekabel.
Beim Checken überprüft man einerseits den Zustand vom Auto und zweitens von den medizinischen Materialien. Natürlich mit Hilfe einer Checkliste, alles könnte man sich als ehrenamtlicher Helfer nicht merken.

Wenn das alles passt, schnappt man sich den „Melder“ und das Diensthandy. Der Melder ist ein kleiner, grauer Kasten (beim Anblick könnte er aus den frühen Nachkriegszeiten sein), der dich garantiert aus dem tiefsten Schlaf wecken kann. Diesen Melder haben wir immer bei uns, wenn wir nicht über Funk erreichbar sind. Zusätzlich bekommen wir eine Einsatzsms auf das Diensthandy, was uns das Meldebild und die Adresse nennt. Das ist von großem Vorteil, weil man den Funk nicht immer perfekt versteht.

Werden diese Geräte ausgelöst geht es mit Blaulicht und Martinshorn zum Einsatzort. Dabei immer mit Rücksicht auf die anderen Verkehrsteilnehmer. Die legen meistens ein unkalkulierbares Verhalten an den Tag: der eine bleibt einfach auf der Straße stehen, aber mit einer Vollbremsung, andere versuchen vor dir wegzufahren, andere hören erst das Presslufthorn, wenn du an deren Stoßstange bist. Das macht die Fahrt immer zu einer gewissen Herausforderung.

Am Einsatzort heißt es dann immer Professionalität ausstrahlen, bis der Rettungswagen oder der Notarzt eingetroffen ist. Bis dahin können wir meistens eine einfache Diagnose stellen und die Basismaßnahmen sicher, wie Blutdruck, Blutzucker oder Sauerstoffsättigung messen. Bei eindeutigen Anzeichen, die eine Medikamentengabe erfordern, können wir dann die Infusion und den Zugang schon dementsprechend vorbereiten. Wenn der Rettungswagen oder der Notarzt vor Ort ist, assistieren wir, bis der Patient abtransportiert werden kann. Und dann kommt der geliebte Papierkram, wie Protokolle ausfüllen oder Fahrtenbuch schreiben.

Unsere heutige Nachtschicht war diesmal ruhig. Bis 6:00 früh haben wir die Zeit im Wachraum der Rettungswache verbracht, ab da ging es dann rund. Gefühlt war heute jedes Rettungsmittel im Landkreis ausgebucht. Wir hatten in der Zeit von 6-11:30 Uhr 4 Einsätze als Erstversorger. Solche Tage wünscht man sich. Genauere Schilderungen gibts hier aus Datenschutz- und Schweigepflichtgründen nicht 😉 . Nächsten Freitag geht es dann Nachts auf das primäre Rettungsmittel, den Akkon Gröbenzell 71/1, unseren Rettungswagen. Mal schauen was es da für neue Erlebnisse gibt.

Vielen Dank auch an Steffi, meine Beifahrerin, für das Teamwork, die Verwüstung der Küche, das Austesten des Wachfernsehens!

IMAG4082
Steffi beim Ausfüllen des Papierkrams

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner