Einmal Broker sein…

Einmal Broker sein…
Quelle: https://www.mathfinance.ma.tum.de/lehre/riskfactory/

 

Der DAX klettert nach oben, auf der Anzeigetafel klettern die Kurven in neue Höhen oder rauschen in den Keller, unten auf dem Parkett sitzen die Broker vor ihren 6 Bildschirmen und sind entweder entspannt oder im totalen Stress. Damit man dieses Feeling auch mal wahrnehmen kann, hat der Alumni Club der TU München (www.together.tum.de) in die “RiskFactory” des Lehrstuhls für Finanzmathematik eingeladen. Ich muss zugeben, obwohl ich TUM-BWL studiere, war ich zuvor noch nie in diesem Raum. Wenn man da vom Studium rein will, muss man schon Wirtschaftsmathematik studieren.

Dieser Raum ist nach dem Lehrstuhl einzigartig in Deutschland. Finanziert durch eine große Anzahl an Wirtschaftspartner, die der HypoVereinsbank oder der Allianz Global Investor. Teilweise wurden hier auch die Studiengebühren, die einmal an der Uni existierten, für die Ausstattung eingesetzt. Insgesamt existieren 17 Computerarbeitsplätze mit Quad-Core-Rechnern und Doppelbildschirmen. Da kommt schon Börsenfeeling auf, auch wenn man nicht 6 Bildschirme um sich herum hat. Zusätzlich existieren Zugänge zu den Finanzmarktdaten von Reuters, wo man mit aktuellen Daten seine Strategien umsetzen kann. Dieser Datenzugang ist kostentechnisch auch nur über die Sponsoren möglich.

Quelle: https://www.mathfinance.ma.tum.de/lehre/riskfactory/

 

Nach einer kurzen Einweisung und dem Hintergrund des Raums, bekamen wir einen kleinen Einstieg in die Handelssoftware.In der Handelssoftware gibt es 3 wichtige Bereiche: Das Aktiendisplay, die Nachrichten und die Kommunikationsplattform.

Im Aktiendisplay hat man eine Übersicht über die Aktienbestände, Kursentwicklungen und dem eigenen Gewinn oder Verlust. Hier können einen die grünen Zahlen in Hochstimmung versetzen oder die roten Zahlen in das Tal der Tränen.

Im Nachrichtenfeld werden realitätsnahe Nachrichten simuliert. Diese Nachrichten haben, wie auch im echten Leben, einen Einfluss auf die Aktienkurse. Beispiele wären hier, Vorhersagen von Indikatoren, Marktberichte oder Unternehmens-/Branchennews. Die Kursverläufe werden dagegen über Zufallsalgorithmen simuliert und können bei jedem Start vom System anders verlaufen. Die Finanzmarktdaten von Reuters können dann bei der Anwendung von Theorie an vergangenen Entwicklungen genutzt werden.

Das dritte Widget ist die Kommunikationsplattform, gegliedert in Händler und Kunden. Wenn Kunden anrufen und Aufträge erteilen, sollte man ihnen auch dementsprechend nachkommen. Bei den Händlern kann man seine Aktien kaufen und verkaufen. Was in dieser Simulation auch möglich ist, sind Leerverkäufe. Leerverkäufe bedeutet, dass ich Aktien, die ich nicht habe, verkaufe (also die Bezugsrechte) und bei einem niedrigeren Kurs wieder einkaufe und somit Gewinn erziele. Dieser Gewinn basiert aber auf der Wette auf fallende Kurse, was schon recht riskant ist.

Riskfactory Room
Mit einem Auge auf dem eigenen Tradingschirm, mit dem anderen auf der Gesamtübersicht am Raumende…

 

Der eigene Erfolg wurde an 3 Faktoren gemessen: der erwirtschaftete Gewinn (realised Profit&Loss), wie viele Händleraufträge und wie viele Kundenaufträge bearbeitet hat. Dann war die Erklärungsrunde beendet und das System wurde für eine Stunde gestartet…und dann brach die Hölle los.

Im 15-Sekunden-Takt entwickelten sich die Kurse der 10 Aktien, die in unserem System waren, das Telefon klingelte wenn Kunde oder Händler bei einem anriefen (teilweise mehrere gleichzeitig), was man auch aus den Lautsprechern im Bildschirm hören konnte, der Ticker piepste, wenn neue Nachrichten eintrafen und das alles an 17 Arbeitsplätzen gleichzeitig.

Diese “Handelsstunde” war schon irgendwie stressig, vor allem, weil auf dem großen Projektor für alle sichtbar, die Performance von jedem Arbeitsplatz sehen konnte. Man war permanent in einem Wettbewerb um den höchsten Gewinn und die meisten bearbeiteten Anrufe.

Mein endgültiger Gewinn waren dann doch 131.000 Euro innerhalb einer Stunde. Es hätte noch mehr sein können, wenn ich nicht einen Verlust von 80.000 Euro in “Deutsche Bank”-Aktien gesetzt hätte. Der Spitzenreiter im Raum hatte einen Gewinn von über 740.000 Euro innerhalb der einen Stunde. Auf die Frage, wie er denn so viel Gewinn in einer Stunde gemacht hätte, war die Antwort, dass man einfach großvolumig handeln müsse.

Trading Software
Oben kann man den erwirtschafteten P&L sehen, unten noch meine -80.000 Euro mit der Deutschen Bank.

 

Im Ganzen waren die 2 Stunden eine tolle Abwechslung und ein interessanter Einblick in Welt der Finanzmathematik und des Börsengeschehens. Vielleicht kann man ja auch was aus dem “Gelernten” im persönlichen Umfeld anwenden… (auch wenn ich bezweifle, dass es den gleichen Erfolg haben wird, wie in der Simulation).

Für weiter Interessierte noch der Link zum Lehrstuhl: https://www.mathfinance.ma.tum.de/lehre/riskfactory/

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