In den letzten Wochen kann man ein Phänomen ganz besonders im Internet beobachten: Hetze oder auch radikale Äußerungen im Social Web. Früher ging das relativ einfach, da sich die Nutzer im Schutze der Anonymität austoben konnten. Hier war es Teddybär174, der sich die Seele aus dem Leib schrieb, wie schlecht doch die Welt ist, oder stänkerte auch gegen Ausländer und Flüchtlinge. Diese anonyme Deckmäntelchen sorgte meistens dafür, dass man diese Kommentare nicht wirklich ernst nahm und nur den Kopf schüttelte.

In den letzen Wochen hat sich aber das Bild gewandelt. Besonders in den Debatten hinsichtlich Asyl und Flüchtlinge ist der Ton schärfer, roher, empathieloser und menschenverachtender geworden. Ein berühmtes Beispiel ist der Kommentar eines 17-jährigen, der unter ein Photo mit einem Flüchtlingskind den Spruch „Ein Flammenwerfer wäre besser gewesen“ postete.((http://www.sueddeutsche.de/politik/oesterreich-porsche-entlaesst-lehrling-wegen-hetz-kommentar-1.2581466)) Diese Art von Kommentaren häuft sich, auch befeuert durch eine Gruppendynamik. Es werden keine Argumente mehr ausgetauscht, man greift nur zu Beledigungen, die man sich gegenseitig an den Kopf wirft. Das geschieht vor allem in geschlossenen Gruppen, wo sich die Beteiligten unter sich wähnen und dann richtig loslegen können. ((http://www.deutschlandradiokultur.de/rassistische-hetze-im-netz-die-leute-schaukeln-sich-auf.1008.de.html?dram:article_id=3269559))

Gegen diesen ganzen Hass, der sich immer mehr zusammenballt wirkt auch das Kommetar von Anja Reschke vom NDR. Sie hat einem Kommentar versucht den deutschen Michel aufzuwecken aus dem Dämmerschlaf und klare Linie gegen extremes Gedankengut zu beziehen. Das ist auch gut so. Es gilt durch das Grundgesetz die Meinungsfreiheit, aber die Meinungsfreiheit endet da, wo die extremistischen Gedanken beginnen, denn diese schaden anderen Personen.

Auch hier gibt es wieder einige Hasskommentare zu diesem Video. Wenn man sich diese durchliest, wird man schnell feststellen, dass diese inhaltslos sind. Das ist auch das größte Problem, weil die meisten Leute nur Kommentare nachplappern, sich aber nicht mit dem Thema auseinandersezten.

Mittlerweile gibt es auch mehrere Gruppen, die sich aktiv mit der Hetze auseinandersetzen. Darunter Facebook-Gruppen, wie „Auslenda nehmn uns der Bildunk weg“ oder mein Favourite „Perlen aus Freital„. Diese aktiven Communities melden aktiv die volksverhetzenden Kommentare den Online-Wachen der Polizei oder auch Facebook.

Was sich dann alles so ansammelt seht ihr hier:

http://perlen-aus-freital.tumblr.com/post/126514349986/dreckschweine-alle-an-einen-baum-hängen-quelle

http://perlen-aus-freital.tumblr.com/post/126507875978/raketen-auf-flüchtlingsboote-quelle-profil-von

http://perlen-aus-freital.tumblr.com/post/126424648295/die-klassiker-einfach-zu-viele-nicht-aus

Bei diesen Kommentaren (und es gibt noch schlimmere) dreht sich mir der Magen um.

Und was macht Facebook? Zu wenig, wie diese Quellen beschreiben:

Doch während Hasskommentare auf den Facebook-Seiten großer Medien durch ebendiese mehr oder weniger kontrolliert werden, so kann sich der Virus auf extra dafür gegründeten Facebook-Seiten hemmungslos verbreiten. Zweifelsohne, teils offen auch so bekundet, hat der organisierte Hass in Freital andere fragwürdige Gemeinschaften ermutigt, sich ebenfalls über Facebook zu organisieren – einige davon als geschlossene Gruppen, deren Kommunikation von außen nicht einsehbar ist.

Viele jedoch als öffentliche Facebook-Seite. Was dort zu lesen ist, widerte und widert mich an. Trotzdem habe ich zunächst versucht, es Freunden und Bekannten gleich zu tun und auf den Irrsinn mancher Intelligenzallergiker manchmal emotional, manchmal sachlich zu reagieren. Doch ohne die Empörung der breiten Öffentlichkeit argumentiert man auf solchen kleinen Facebook-Seiten alleine mit hochmotiviertem, organisiertem Fremdenhass – eine aussichtslose Angelegenheit.

In der Theorie bietet Facebook nun die Möglichkeit, Beiträge, die gegen die ehrenwerten „Gemeinschaftsstandards“ verstoßen, zu melden. Will man einen Beitrag oder einen Kommentar melden, so klickt man sich durch ein scheinbar ausgeklügeltes System: Zunächst wird gefragt, ob der betreffende Beitrag einen selbst betrifft oder andere. Dann lässt sich die Natur des Beitrags einordnen, bevor Facebook meist drei Möglichkeiten vorschlägt: Den Beitrag ausblenden (eine relativ sinnfreie Option), den Verfasser kontaktieren oder eben Facebook diesen Beitrag melden.

Letzteres habe ich in den letzten Wochen mehrfach gemacht. Manchmal einige Minuten, manchmal einige Stunden oder auch einen Tag später bekommt man dann Rückmeldung der „Kundenbetreuung“. Das schockierende Ergebnis: Bis heute war jedes von mir gemeldete Posting, soweit ich das noch überblicken kann, mit den Gemeinschaftsstandards von Facebook vereinbar.

Aber ich erwarte, dass man verantwortungsbewusst handelt, wenn man darauf aufmerksam gemacht wird. Und das tut Facebook nicht. Dabei liegt die Verantwortung für Facebook im deutschsprachigen Markt in den Händen einer erfahrenen Medienmanagerin. Marianne Dölz, Country Director DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz), müsste wissen um die Wirkung der zigtausendfach auf Facebook verbreiteten Hassbotschaften von denen die hier im Artikel eingebauten, von mir gemeldeten Beispiele sicher noch nicht einmal die schlimmsten sind.Thomas Lückerath

((http://www.dwdl.de/meinungen/52071/facebook_das_netzwerk_mit_dem_herz_fuer_hass/page_1.html))

Wenn man in das Social Web ohne Kontrolle einen Blick wirft, halten sich solche Aussagen wirklich eine längere Zeit. Wenn Facebook so weitermacht, wird aus dem Social Web bald ein Hate Web, wo jeder seinen Frust herausbrüllen kann. Dann ist auch wieder mal die Frage: bleibe ich oder gehe ich? Auf ein Social Web, wo der pure Hass so leicht verbreitet werden kann, finde ich schwierig zu unterstüzten. Bis sich also bei Facebook einiges ändert, liegt es an jedem Nutzer selbst etwas gegen diesen Wahnsinn zu unternehmen. Am besten mit sachlichen und vernünftigen Kommentaren, auch wenn es bei den meisten dieser Autoren keine Wirkung zeigen wird….

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