Und es hat doch noch geklappt. Die erste Geschäftsreise in China ist vorüber.

Letzten Donnerstag ging eine Mail aus Changchun bei uns in Shanghai ein, dass man uns gerne zu einem Design Review von dem aktuellen Projekt einladen möchte. Eigentlich gibt es bei uns genug zu tun, deswegen war es eher fraglich, ob die Reise überhaupt stattfindet. Am Freitag war dann der Entschluss getroffen, dass wir von Montag Abend bis Mittwoch Abend in Changchun sein würden. Die Tickets wurden gebucht und die letzten Punkte besprochen. Montag Nachmittag würde es dann in den Norden gehen. Soweit alles ganz normal. Mein Reiseantrag war zwar noch nicht final freigegeben, aber das sollte kein Problem sein. Man könnte es auch direkt an die Rezeption weiterleiten, dort würde dann gebucht werden. Also Sonntag Abend alles für 2 Tage gepackt und Montag morgen ins Büro gefahren.

Die Einkaufsstraße von Changchun bei Nacht
Dann wurde der Plan ausgebaut. Anstatt Mittwoch würde es erst am Donnerstag Abend weitergehen, also ein Tag mehr, vom Leben in Changchun etwas zu erleben. Montag Nachmittag hieß es dann in Pudong Boarding und wir flogen mit China Southern in die Autostadt. Der Anflug auf Changchun war sehr angenehm, keine Turbulenzen und herrlichstes Wetter. Bei dem Blick aus dem Fenster (ich hatte leider nur einen Gangplatz) konnte man einerseits die Häuseransammlungen und großen Straßen sehen, andererseits auch viele grüne Hügel und Natur. Abgeholt wurden wir von einem Private Driver, der uns dann auch umgehend zum Jinlin Province Hotel gefahren hat. Jewel hat das Hotel für uns gebucht, ein ehemaliges Parteihotel. Das bedeutet heute 4 Sterne und sehr luxuriöse (nur das WiFi hat gefehlt, was man von Shanghai an jeder Ecke gewohnt ist). Der erste Abend wurde dann in einem chinesischen Straßenlokal verbracht, wo wir noch einen weiteren Kollegen trafen. Zum Schluss ging es in das “Second Home”, einer kleinen Bar im Stadtzentrum. Alleine wäre ich da nie hingegangen. Man kommt nur durch eine kleine, dreckige Gasse (beleuchtet von riesigen Leuchtreklametafeln) zu diesem Eingang. Drinnen war es echt heimelig, mit einer kleinen chinesischen Liveband.

Der Eingang zu...

Hier wurde noch das Feierabendbier getrunken und dann ging es auch schon wieder zurück ins Hotel.

Nachts ist es schon beeindruckend
Die Fabrik liegt in Changchun etwas außerhalb, was eine Fahrt von einer guten Stunde bedeutet. Inklusive Verkehr. Ohne würde man die Strecke auch in 20 Minuten schaffen. Allerdings fährt man die Dongfeng Road entlang und an dieser liegt das riesige Werk von FAW-VW. Das bedeutet natürlich einen riesigen LKW- und Personenverkehr. Der Verkehr ist hier auch chaotischer als in Shanghai: die Autos und LKWs nutzen wirklich jede Ecke und fahren im wahrsten Sinne “kreuzundquer” durch die Stadt. Unserer Standort an sich ist schon beeindruckend. Ca. 700 Leute sind hier beschäftigt und es werden diverse Schiebe- und Panoramadächer gefertigt: unter anderem das Panoramadach des V212 von Mercedes und das Schiebedach der Baureihe W205, wo ich mein erstes Praktikum absolviert habe. Leider ist außen um die Fabrik meistens nur andere Fabriken oder nichts, das schränkt den Erkundungsradius sehr ein. In den Tagen war ich entweder mit der Teilnahme an Meetings, Telefonaten nach Deutschland oder Lapotoparbeit beschäftigt.

Natürlich darf auch ein Geschäftsessen bei einem Besuch nicht fehlen. Also wurde das am Dienstag gleich in die Tat umgesetzt. Nach dem Büro fuhren wir in einer Gruppe von 8 Leuten zum Barbecue. Offiziell wurde es als Teambuilding deklariert (was man hier in China anscheinend gerne bei Geschäftsessen macht). Dann haben wir uns erst mal bei chinesischem Tischbarbecue 3 Stunden lang den Bauch vollgeschlagen. Es gab alles mögliche: diverse Sorten von Fleisch, Fisch und Gemüse. Alles auf den Tischgrills vor einem zubereitet. Dazu dementsprechend noch Dips und Salatblätter. Und was darf nicht fehlen… ja, die Getränke. Auch ich bin Opfer des berüchtigtem “Gang baie!” geworden. Bei diesem Trinkspruch ist es nicht nur das Prost, sondern “Bottom up!” oder wie wir im Deutschen gerne sagen… “Auf Ex!”. Das musste ich mit diversen Personen machen (zum Glück Albert auch) und zum Glück hat das chinesische Bier nur 2,5%. Somit ist man öfter auf der Toilette, als betrunken.
Nach 3 Stunden dachte ich, es wäre genug, aber weit gefehlt. Mit unseren chinesischen Kollegen (die gut dabei waren) ging es dann um die Ecke in eine Bar namens “Story of Time”, wo nochmals Biere geleert wurden, gesungen, getanzt und gefeiert. Das alles mit gut 80-100 weiteren Chinesen und einer verdammt guten chinesischen Liveband von 8 Leuten. Der Abend war für mich ein voller Erfolg: man konnte Spaß mit dem Kennenlernen der chinesischen Kollegen verbinden.

Dann am nächsten Morgen ab zum Werk.
Der nächste Tag war dann wieder Business as ususal, der Abend eher ruhig (muss ja auch mal sein). Ich ging mit Jewel zu einem sehr leckeren Nudelladen und danach noch durch die Stadt. Was hier aufgefallen ist, man wird von den Chinesen immer wieder gemustert; besonders von den Damen. Mein Kollege meinte auch, man würde über mich tuscheln und Rätsel anstellen, woher ich denn kommen würde. Anscheinend ist man trotz VW in der Stadt (mit vielen Expats) noch ein gewisses Kuriosum.

Der Donnerstag heute war eigentlich noch ein abarbeiten von offenen Themen, einer Werksführung durch die kompletten Hallen, ein kurzer Schwatz mit Kollegen und schlussendlich die Fahrt zum Flughafen. Hingeflogen sind wir Premium Economy mit China Southern, zurück geht es jetzt gerade mit China Eastern in der normalen Holzklasse. Mit guten 40 Minuten Verspätung doch ein sehr komfortabler Flug.
Vielleicht gibt es ja nochmal die Möglichkeit nach Changchun zu reisen, einen positiven Eindruck hat die Stadt schon hinterlassen. Ich würde mich freuen, wenn es nochmal so kommen würde.


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