1.5. – Tag der Arbeit. Auch in China ein Feiertag. Und damit keiner am Freitag den Brückentag nehmen muss, gibt’s an dem auch gleich noch frei. Daher dachten wir uns, kann man nichts besseres machen, als einen Ausflug in eine nahe gelegene Stadt. Für den 2.5. haben wir uns für eine Fahrt nach Suzhou, nördwestlich von Shanghai entschieden.
Da wir aus der letzten Fahrt nach Hangzhou schon gelernt haben, wurde das Ticket gleich ein paar Tage vorher online über das Reiseportal CTrip gebucht. Ein bisschen skeptisch waren wir schon: Erstens mussten wir 2/3 des Ticketpreises als Versandgebühr zahlen und zweitens waren wir gespannt, ob die Tickets auch rechtzeitig ankommen. Hier muss man sagen “Hut ab”, die Tickets kamen rechtzeitig in unserem Haus an und der Reise am 2.5. stand nichts mehr im Weg.
Was weniger schön war, war das frühe Aufstehen. Der Wecker schallt unerbittlich gegen 7:30 Uhr, damit wir das Taxi um 8:00 Uhr nehmen können (was wir zum Glück am Vorabend vorgebucht haben). Um 8 Uhr waren wir dann in der Lobby mit einer Überraschung: wir waren einer mehr als geplant. Cassian wollte eventuell direkt zum Bahnhof kommen und wir hatten nur ein Taxi bestellt. Der Versuch, alle 5 auf 4 Plätzen unterzubringen scheiterte schlussendlich am Fahrer. Hier sind sie strikt, was sich bei der Anschnallpflicht genau anders auswirkt. Als wir dann die Einfahrt von unserem Haus verlassen haben fuhr ein anderes Taxi an uns vorbei. Nach ein, zwei Zurufen und Gesten von unserem Taxifahrer bog es in die Einfahrt ein und jeder von uns hatte einen fahrbaren Untersatz. Am Bahnhof war noch eine kurze Pause möglich, bevor wir gegen 8:45 Uhr in den Zug stiegen und um 8:58 Uhr Shanghai Richtung Norden verließen.
Während der Fahrt sah man die ersten Felder und grünes Land mit ein paar Teichen. An diesen Teichen wurde auch fleißig geangelt. Vielleicht eine Lieblingsbeschäftigung? Auf jeden Fall saß an jedem Teich mindestens ein Grüppchen vom Leuten mit Angeln. Wenn mal nichts mit Angeln war, konnte man große Baustellen oder Industrie neben den Gleisen sehen. Die Fahrt war auch schon wieder beeindruckend, man fährt auf einer Art Hochtrasse mit dem Schnellzug…
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Fischteiche neben der Strecke
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Angeln…
Nach 30 Minuten sind wir in Suzhou angekommen und aus dem riesigen Bahnhof erst mal raus an die frische Luft. Hier wird die Größe des Bahnhofs richtig deutlich. Viel größer als der Münchner Hauptbahnhof und das in einer “Provinz” mit ca. 4 Millionen Einwohnern. Da das Wetter wirklich super war, ging es am Fluß entlang und dann in das Stadtzentrum zu Pagoden und Tempeln. Die Stadt haben wir durch eins der 16 Stadttore betreten. Diese 16 Stadttore teilen sich auf in 8 zu Wasser und 8 zu Land. Auch hier wieder die Zahl 8 als Glückszahl in beiden Fällen.
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Beisi Ta, 76 m hoch
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Der Garten des Nordklosters
Der erste Tagespunkt war die Pagode Beisi Ta und das Nordkloster. Von dieser 76 Meter hohen Pagode mit 8 Stockwerken hat man einen atemberaubenden Blick über die ganze Stadt Suzhou. Oben herrschte auch auch eine steife Briese, was bei Sonnenschein und 30 Grad doch recht angenehm war. Im 8. Stock wurden einem erst die Ausmaße von der Stadt bewusst. An Horizont hat man das Viertel New Suzhou gesehen, charakterisiert durch die Hochhäuser. Andererseits sah man wieder Wohnviertel, die total identisch aussahen, wie man es von Amerika gewöhnt ist. Nach dem Rundumblick ging es wieder runter in das Erdgeschoss und in den Garten, wo mitten im Grünen, an einem Teich, ein Tee bzw.auch ein Cola oder Sprite genossen wurde.

Nach der Pagode und ein paar Orientierungsproblemen (wenn man nur mit Karte und ohne Handy navigiert) gelangten wir zu den Garten Zhuozeng Yuan, dem “Garten der Politik meiner Wenigkeit”. Diese Gärten wurden meistens von den höheren Beamten nach ihrer Dienstlaufbahn als Refugium angelegt. Der eben genannte Garten soll eine Bauzeit von ca. 40 Jahren gehabt haben. Der Besitzer brachte von Dienstreisen immer wieder Eindrücke mit nach Hause, die dann dort auch umgesetzt werden sollten. Keine Frage, der Garten ist schön angelegt, aber wir hatten einfach den falschen Tag erwischt. Überall Menschen… Ja, in China ist das normal, dass überall Menschen sind, aber so viele und dann noch an einem Ort. Wir sind uns vorgekommen, wie in diesen Wimmelbildern von “Wo ist Walter?”. Und da wir auch noch ein bisschen auf dem Land waren, ist der Europäer schon mal ein gewisses Objekt des Interesses. Das kommt durch entweder offensichtliche oder heimliche Fotos von uns zur Geltung. Es ist ja auch immer wieder amüsant, wie sie versuchen, dass es nicht auffällt, wenn sie mit dem Smartphone uns ablichten. Nachdem wir durch diesen Garten durchgeschoben wurden, war es Zeit zum nächsten Objekt zu gehen.

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Überall Menschen…

Durch eine Straße mit allerlei Köstlichkeiten und Straßenständen gelangten wir dann zum Garten Shizi Lin, dem “Löwenhein”. Dieser zeichnet sich durch einen imposanten Steingarten aus. Auch hier war wieder das gleiche Bild: überall Menschen. Daher sind wir da auch einmal durchgeschlendert und haben uns im Anschluss der “Fressmeile” hingegeben. Dort gab es wirklich alles: gebratener Tofu (nicht der Stinketofu), eine Art Döner, frische Früchte, frittierte Krabben und Tintenfische. Da mussten wir einfach einmal durch. Mich haben die Früchte angesprochen und daher wurden auch schnell 4 rote Pflaumen und diese grünen Früchte eingekauft. Eigentlich nur die Pflaumen… als ich schon bezahlt hatte, nahm mir der Verkäufer die Tüte nochmal aus der Hand, packte ein paar dieser Früchte noch ein, knotete sie mir zu und drückte sie mir wieder in meine immer noch offene Hand. Dank meiner flüssigen chinesischen Sprachkenntnisse war ich nicht von dieser Reaktion überrascht…

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Was ist das? Hat jemand eine Ahnung?

Der Tagesabschluss wurde noch mit einer 30-minütigen Bootsfahrt auf einem kleinen Kanal und einem für die Region typischen “Bettlerhuhn” gefeiert. Das Bettlerhuhn ist eine Spezialität in Suzhou: erst wird es in Lotusblätter gewickelt, dann in Lehm verpackt und dann auf offener Flamme gebacken. Das Resultat ist ein wunderbares, zartes Fleisch. Gut gestärkt sind wir dann die ca. 2,5 Kilometer zum Bahnhof zurückmarschiert, um am Abend wieder mit “Harmony” nach Shanghai zu fahren.

Mal schauen, wo die nächsten Reisen hinführen…


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