Shanghai calling … und diesmal wirklich

Shanghai calling … und diesmal wirklich

“Das Leben ist eine fortwährende Ablenkung, die nicht einmal zur Besinnung darüber kommen läßt, wovon sie ablenkt. “

Franz Kafka: Franz Kafka – Das Werk

Es war sicher mal wieder einer der Nachmittage… die Zeit zwischen zwei Meetings, wo man mal eine kurze Pause braucht, mal kurz einen Moment der Ablenkung… Und genau in diesem Moment bin ich anscheinend auf smartshanghai.com gelandet. Gegen Mitte Mai wurde dort Werbung für ein Konzert eines berühmten deutschen DJs gemacht. Dieser DJ würde sich Ende Mai in Shanghai einfinden und im Club “M2” auflegen. Sowas hab ich als Gast noch nicht so richtig erlebt. Also schnell geschaut, wie viel die Karten kosten und es waren gerade mal 200 RMB. Anscheinend ein Schnäppchen im Vergleich zu den Preisen, was man sonst in Deutschland dafür zahlt. Kurz bei Maike und Andi nachgefragt, ob sie denn schon die Karten hätten und als ich zuhause war, gleich die Bestellung aufgeben. Um es in Worten von Boris Becker aus einer alten TV-Werbung auszudrücken…

“Ich bin drin… das ist ja einfach.” – Boris (Bobbele) Becker

Das Ticket war gekauft, jetzt nur noch die Adresse für den Kurier angeben und dann warten. Die Lieferung war für den letzten Mittwoch vorhergesagt. Ich hatte extra angegeben 6-8 Uhr Abends, da ich früher nie am Appartement bin. Wie hätte es auch anders sein sollen: gegen 17:39 Uhr bekomme ich vom Appartement den Anruf, dass ein Kurier mit Tickets für mich da sei. Der Bus kam gegen 18:00 Uhr an unserer Kreuzung an und mit zügigem Schritt zur Rezeption und da saß der Kurier noch. Zum Glück hat er noch gewartet, auch wenn es noch ganze 30 Minuten waren. Nachdem er das Geld erhalten hatte, befand sich in meiner Hand mein Ticket und ich war wirklich dabei… bei einem der bekanntesten deutschen DJs…

Schon eine Ahnung, um wen es sich handelt? Ja? Sicher?

An dem entsprechenden Freitag ging es dann auch Schlag auf Schlag. Nach dem Büro nach Hause, umgezogen und weiter in die South Shanxi Road, wo wir uns zu dritt getroffen haben. Das erste Ziel war das Banana Leaf, ein Restaurant gleich gegenüber vom M2. Die Besonderheit ist, dass hier auch die Köche und Kellner tanzen und singen, was sehr lustig ist. Darüber hinaus ist auch das Essen sehr lecker. Wir haben uns also erst mal den Bauch mit vietnamesischen Reisröllchen, einem Hühnercurry und Lammspießen vollgeschlagen und dann war es erst mal halb 10. Da kam wieder eine Eigenheit von China durch: die Abende beginnen und enden früher. Als man um kurz nach halb zehn das Licht über unserem Tisch ausgemacht hat (und wir noch die einzigen 3 verbleibenden Gäste waren) haben wir uns mal aus unseren bequemen Couchen vertreiben lassen. Irgendwie war es noch zu früh für das Konzert, daher nochmal raus auf die Straße und zur K11 Art Mall. Das ist eine Mall, die Kunst mit Shopping verbindet, was ein sehr interessantes Gesamtkonzept ist. Zwischen den Läden findet man immer wieder Kunstwerke und im Keller ist sogar eine Ausstellung von Monet im Moment zu besichtigen. Hier hat es uns in den Skygarden im 6. Stock gezogen, wo man eine kleine Aussicht über das Stadtviertel hat. Dort ließ es sich noch etwas aushalten, bevor wir um 22:30 Richtung Konzert gelaufen sind.

Wer hat den DJ denn schon durch den Titel erraten?

Richtig, es war ein Paul Kalkbrenner Ticket. Am Eingang wurde das Ticket erstmal in ein LED-Armband und eine Hipster-Sonnenbrille eingetauscht (ja, aber jetzt kann ich auch Hipster). Nach knapp bekleideten Models die am Eingang posierten ging es hinein. Charakteristisch für chinesische Clubs sind die großen… Sitzflächen. Nein, da ist nicht soooo viel mit Tanzen, wie bei uns. Der Chinese bucht sich einen Tisch für den Abend (in einem kleineren Club gehts mit 100 Euro los, wer weiß, wie das im M2 ist), wo er dann in Ruhe trinken, rauchen und vor allem Spielen kann. Der beste Tisch ware eine chinesische Gesellschaft: die Damen alle aufgebrezelt und gelangweilt am Handy hängend, während die Herren abwechselnd mit Rauchen, Trinken und Würfelspielen beschäftigt waren. Es ist schon sehr interessant, wie hier die Unterschiede sind. Die ganze Party begann um 10 Uhr (Einlass war ab 9:30 p.m.). Inklusive waren auch 2 Freigetränke, was bei einem Ticketpreis von 20 Euro echt genial war.

Ab 22:00 Uhr legten dann auch die Haus-DJs auf und die Musik war echt gut. Davor hatte ich gehört, dass das M2 eher Hip-Hop-lastig ist, an diesem Abend war es Mainstream. Was ich in Deutschland auch noch nicht in dieser Anzahl gesehen hatte: an jeder der 8 großen Säulen des Clubs standen dann tanzende Gogo-Girls. Manchen Individuen der männlichen Spezies konnte man fast wortwörtlich zusehen, wie sie zu sabbern anfingen. Als dann auch noch Fotos gemacht werden sollten, ging das Securitypersonal dazwischen: Schauen ja, photographieren nein. Ganz klare Regel.

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In der Zeit von 10 bis 1 heizten die Haus-DJs das Publikum auf und ab 1 Uhr bis halb 3 war dann Pauls Zeit. Die Tanzfläche war gerammelt voll. Getränke holen war nur noch über Umwege am Rand des Clubs möglich. Ich selbst hatte einen kleinen Platz am Rand der Tanzfläche bei einem Tisch ergattert, was das Stehen und Tanzen etwas vereinfachte. Im Laufe des Abends wurde ich aber auch wo anders “hingeschwemmt”, da war man der Masse ausgeliefert. Die Bässe wummerten durch die Gegend (und waren schon fast wie ein Ventilator), Nebelmaschienen hüllten die Tanzfläche in ein weißes Meer und kühlten auch noch etwas. Diese Party war einfach cool. Ich hatte davor die Musik noch nie so richtig gehöert, aber nach dem Abend ist sie in meine Playlist gewandert. Gegen halb 3 kam dann “Sky and Sand”, was auch den Schluss einleitete. Ich und Maike machen uns dann auf die Suche nach einem Taxi, bevor die Menge sich in Bewegung setzte. Dieser Abend war ein richtig geiler Abend, der nach einer Wiederholung schreit.

Da muss glatt mal wieder Langeweile im Büro aufkommen, damit man auf die Ticketseite schaut…

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